Abschrift aus der Festschrift, die anläßlich des Schloß- und Dorffestes am 10.+11.06.1995 in Friedewald erstellt wurde.

Auszug aus dem Dorferneuerungskonzept Friedewald

Allgemeine Grundlagen zur Dorfentwicklungsplanung in der Ortsgemeinde Friedewald

Dorfentwicklungsplanung als Begriff (Ausschnitt aus dem Dorferneuerungskonzept)

Um die Notwendgkeit der Dorfentwicklungsplanung deutlich zu machen, wird erst einmal der Begriff erklärt:

Dorfentwicklungsplanung umfaßt die verschiedenartigsten planerischen Tätigkeiten im ländlichen Bereich. Früher war das Dorf wie auch Friedewald Standort der landwirtschaftlichen Produktion und somit nahezu autark. Die wenigen vorhandenen Handwerksbetriebe dienten fast ausschließlich der Eigenversorgung. Heute dagegen sind nur noch landwirtschaftliche Großbetriebe vorhanden, die aufgrund technischer Hilfmittel wesentlich höhere Erträge erzielen.

Die Berufstätigen gehen einer Beschäftigung in den ortsansässigen Betrieben nach, während ein großer Teil der Erwerbstätigen in die umliegenden Orte und Städte auspendelt, um dort in Dienstleistungsbetrieben oder in der Industrie zu arbeiten.

Die Hauptfunktion des Dorfes hat sich weitgehend dahin verlagert, Wohnort für abhängig Beschäftigte zu sein. Trotzdem ist das Dorf immer noch eine selbständige, lebensfähige und kulturelle Einheit, die sich über Jahrhunderte entwickelt und bewährt hat. Vorteil bringen hier die dörfliche Gemeinschaft mit dem Vereinsleben in der Nähe zur Natur und die ruhige Wohnlage; es erschweren aber manchmal fehlende infrastrukturelle Einrichtungen und unzureichende Verkehrsverbindungen zu den Mittel- oder Oberzentren das Leben auf dem Lande. Aufgrund der auftretenden Probleme in Gebieten mit dörflicher Struktur ergibt sich die Notwendigkeit einer gezielten langfristigen Dorfentwicklungsplanung.

Gerade diese allgemeinen Ziele der Planung wurden in Friedewald im Lauf der letzten 10 Jahre des öfteren verwirklicht.

Hierbei war es sehr wichtig, frühzeitig die Interessen und Vorstellungen des Bürgers zu erkennen, um gemeinsam mit ihm die gesteckten Ziele zu erreichen. Pläne und Erläuterungen wurden so abgefaßt, daß der Bürger sie auch verstehen konnte.

Ziele der Dorfentwicklung

Bei der Planungsarbeit der Dorfentwicklung durfte der Bezug zur Realität in Friedewald nie verloren gehen. Als oberstes Ziel mußte die Erhaltung und mögliche Verbesserung der Situation des einzelnen im Dorf und der natürlichen Gegebenheiten im Umfeld gesehen werden. Ziele waren:

Der Architekt und Stadtplaner berichtet der Gemeinde über die Entwicklung der Sanierungsarbeiten im Rahmen der Dorferneuerung

An einem trüben Donnerstagabend im November des Jahres 1985 wurde das von uns neu erstellte Dorfentwicklungskonzept für Friedewald vom Rat verabschiedet. Dieses sollte zum einen die Marschrichtung für die kommenden Jahre, zum andern der Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Planer, Gemeinderat und der Bevölkerung gewesen sein. In diesem Planugskonzept, welchesein Ideengeber für die nächsten 20 Jahre sein sollte, waren unter anderem folgende Schwerpunkte verankert:

Ein Großer Schwerpunkt der Überlegungen bezog sich schon zum damaligen Zeitpunkt auf den unmittelbaren Bereich " Im Flecken"

Es begann nun eine lange, aber auch sehr fruchtbare Zeit, die aber auch für die Detailplanung, Genehmigung von Fördermitteln, Gesprächen mit Rat und Bürgern sowie die Umsetzung in die Tat benötigt wurde. Wir sind uns sehr wohl im klaren darüber, daß wir die Geduld der Gemeinde manchmal auch stark beansprucht haben. Aber man kann nun im Rahmen dieses Schloß- und Dorffestes erkennen, daß sich diese fast 10-jährige Schaffensperiode auch gelohnt hat.

n dieser Zeit ist viel passiert, tausend Gedanken, unzählige Hände waren erforderlich, um das zz schaffen, was heute als so selbstverständlich angenommen wird. Auf die durchgeführten Sanierungsarbeiten "Im Flecken" werden wir zu einem späteren Zeitpunkt noch etwas näher eingehen.

An dieser Stelle sei die gute Abstimmungsarbeit mit den Fachbehörden erwähnt, insbesondere mit der Kreisverwaltung Altenkirchen (Mitarbeiter Herr Harald Weller), sowie der Bez. Reg. Koblenz, als den zuständigen Planungsbehörden und als Ansprechpartnern für die Bezuschussung, Im Zusammenspiel mit den vorgenannten Fachbehörden, dem Ortsbürgermeister und dem Ortsgemeinderat, sonstigen Institutionen und den Bürgern ergaben sich viele Anregungen, die in die einzelnen Fachplanungen mit aufgenommen werden konnten.

Im Rahmen der Förderung der Dorferneuerung wurden in ganz Friedewald eine Menge von größeren un kleineren Einzelmaßnahmen durchgeführt, auf die wir an dieser Stelle nicht mehr im einzelnen eingehen wollen.

Wir konzentrieren uns im Rahmen des heutigen Einweihungsfestes im wesentlichen auf den alten Ortskern.

Nicht unerwähnt lassen sollte man auch das im Laufe der letzten Jahre immer größer werdende Engagement von Privatpersonen bezüglich der Sanierung ihrer eigenen Häuser. Hier war es sogar teilweise so, daß Privatpersonen des öfteren mit ihren Sanierungsmaßnahmen schneller zum Zuge gekommen sind als die öffentliche Hand.

Im folgenden möchten wirt auf einige bereits fertiggestellte Sanierungsmaßnahmen etwas näher eingehen und dieses auch durch kleine Detailzeichnungen und Fotos belegen.

Sanierung des Ehren- und Denkmals "Ludwig der Bayer"

Wie aus dem beigefügten Ausführungsplan ersichtlich ist, sind wir bei der Sanierung des Ehren- und Denkmals "Ludwig der Bayer"Bruchstein neu erstellt und mit einer sehr einfühlsam vorgegangen. In Handarbeit wurden die Mauerscheiben aus Abdeckung versehen. In Handarbeit wurden die Mauerscheiben aus Bruchstein neu erstellt und mit einer Abdeckung versehen. der angrenzende Bürgersteig wurde gepflastert. Das Geländer mit seinen Einzelteilen ist mit das einzige derartige im gesamten nördlichen Rheinland-Pfalz. es wurde zerlegt, gesäubert, restauriert und orginalgetreu wieder zusammengefügt.

Verkehrsraumgestaltung und Verkehrsraumberuhigiung "Am Flecken"

Um die Verkehrsberuhigung im Bereich "Am Flecken" kosequent durchzuführen, wurde der Verkehrsraum vom Denkmal "Ludwig der Bayer" bis zum Untertor mit dem angrenzenden Straßen, Wegen und Plätzen im öffentlichen Teil völlig neu gestaltet. Die bisherigen Straßen, Fußwege und Flächen wurden auf ein Niveau gebracht und mit den privaten Flächen höhengleich verbunden. Über eine dem Straßenraum trennendearchitektonisch gepflasterte Rinne wird das Wasser abgeleitet. Natürliche Engstellen im Straßen- und Wegeprofil wurden grundsätzlich nicht verändert, es wurde nur versucht, diese durch unterschiedlich verlegte Pflasterungen optisch aufzuwerten. Die gesamte Verkehrsberuhigung wurde im Verbund- und Natursteinpflaster ausgeführt.

Beginnend am Untertor mit neugestalteten Einmündungsbereich (im Bruchstein gemauerten Geländer, Solitärbäume als Baumtor, Begrünung abgetrennter fußläufiger Bereich etc.) zieht sich die Sanierung S-förmig in Richtung Schloß-, Ehren- und Denkmal "Ludwig der Bayer". Die dreizeilige Rinne kreuzt an mehrern Stellen die Fahrbahn und bringt so mit den zusätzlichen Farbkontrasten des Pflasters ein lebendiges Bild in den Bereich "Im Flecken". Desweiteren fügen sich Einzelmaßnahmen ohne sichtbare Übergänge harmonisch in das Straßenbild ein.

Gegenüber dem ebenfalls restaurierten "Haus Wisser" ist ein Kommunikationsplatz entstanden, der durch eine runde Pflasterung in unterschiedlicher Schattierung, Begrünungsmaßnahmen, aufstellen von Bänken und eine kleine Wasserstelle einen reizvollen Kontrast zum Gebäude bildet.

Die Pflasterung setzt sich dann fort in Richtung Alte Schule und Schloß, wobei auch die Borngassse als Ringerschließung ebenfalls verkehrsberuhigt wurde. Das Pflaster selbst wurde im Fahrbahnbereich in gegenläufigen Bögen verlegt und bietet so einen lebendigen Kontrast zu den strengen Bürgersteigbereichen im oberen Teil des alten Dorfkerns. In diesem Teil blieben auch die Bordsteine erhalten, da man hier eine zusätzliche Sicherung der Fußgänger nicht beseitigen wollte.

Der gesamte verkehrsberuhigte Bereich bekam als Beleutung dunkelgrüne Bogenlampen. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß diese verkehrsberuhígenden Maßnahmen dem Gesamtensemble "Im Flecken" mit "Schloßanlage" ein attraktives Erscheinungsbild gegeben haben.

Trotz der Verwendung modernster Technik und Materialien kann das ursprüngliche dörfliche Erscheinungsbild "Im Flecken" nun auch unseren Nachkommen erhalten bleiben.

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